Keine Liebe // Konzept

Jenny Holzer sagt: ROMANTIC LOVE WAS INVENTED TO MANIPULATE WOMEN. Eva Illouz spricht von der Verwaltung von Frustrationen und der Entzauberung der Liebe. Ich denke an Männer, die ich attraktiv finde. Ich denke an gescheiterte Beziehungen und ans Betrügen, an die Vielzahl von Beziehungsmodellen, an dramatische Break-Ups. Ich trauere um diese Liebe, die ich nicht kenne.

Dieser Text geht von der Prämisse aus, dass es keine romantische Liebe im Kapitalismus gibt. Dieser Text geht von der Prämisse aus, dass es keine wa(h)re Liebe gibt. Dieser Text geht von der Prämisse aus, dass Einsamkeit eine Begleiterscheinung der Liebessehnsucht im Kapitalismus ist. Dieser Text geht von der Idee aus, dass die Idealisierung anderer die Entfremdung vom Selbst ausdrückt. Dieser Text geht von der Prämisse aus, dass es das Schicksal nicht gibt und trotzdem daran geglaubt wird.

Ich lerne jemanden kennen. Seine ersten Worte sind wahllos, zufällig. Im Nachhinein konstruiere ich sie zu einem Zeichen. Waren sie ein Zeichen oder waren sie keins? Das ist irrelevant. Dennoch sehne ich mich nach der Existenz von Zeichen, nach einem kohärenten Rahmen für meine Gefühle. Nach einer Legitimation.

Er sagt, dass er nicht an Liebe glaubt. Ich mache mich über ihn lustig. Ein Mann, der sagt, er glaube nicht an Liebe. Es wirkt zynisch, es ist zynisch. Woher nimmt er sich das Recht heraus, an etwas nicht zu glauben, was der Grund für den bodenlosen Kummer meiner Schwestern und meiner Freund’innen ist? Woher nimmt er sich das Recht? Ich frage ihn nicht nach dem Grund.

Meine Selbstwahrnehmung ist ein Labyrinth, in dem ich mich verirre, wenn ich romantisches Interesse habe. Bin ich gerade eine Lüge, bin ich zu weich, bin ich zu wütend, bin ich zu anhänglich, bin ich zu arrogant, bin ich wahr? Der andere verdient es nicht, mich zu sehen.

Über allem steht der Zweifel; ich denke an diese eine Serie in der gesagt wurde, die einzige Wahrheit sei der Zweifel. Ich zweifle an mir, ich zweifle an meiner Einsamkeit; ich zweifle, weil ich nur eine Projektion des Anderen bin.

Ich bin eine Ware, ich will von dir ausgesucht werden. Wonach triffst du deine Kaufentscheidung? Nach Einzigartigkeit, nach Ästhetik, nach moralischen Kategorien, nach deiner Intuition?

Die Prämisse von diesem Text ist Wut.

Wenn du mich aussuchst, will ich dich aber nicht mehr. Kannst du mich zurückgeben? Oder zurücklegen? Es wäre zu viel Arbeit von dir gemocht werden zu wollen. Ich habe einen Zeitmangel verinnerlicht, den es nicht gibt. Du etwa nicht? (Spätkapitalismus grüßt)

Ich will einen Spiegel, in den ich schauen kann. Ich will diese Einsamkeit umbenennen.

Männer sind romantisierte Täter. Das ist die Prämisse von diesem Text.

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